Ausstellungen 2024

Hauptausstellung

BLIND DATE – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt im Dialog mit der Sammlung Liaunig

So 28.4.–Do 31.10.2023

In der Hauptausstellung "BLIND DATE – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt im Dialog mit der Sammlung Liaunig" zeigen die Kuratorinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger geometrisch-konstruktive Kunst in ihren vielfältigen, länder- und generationsübergreifenden Ausprägungen.

In der Ausstellung treffen Werke der Sammlung Liaunig auf Arbeiten aus der Münchner Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt. Das gleichnamige Ehepaar legt seinen Sammlungsfokus auf Kunst nach 1945. Während sie anfangs hauptsächlich konkret-konstruktive Positionen sammelten, ist dieser Blick mit den Jahren immer weiter geworden, sodass die Sammlung inzwischen auch ein großes Spektrum an gegenstandsloser zeitgenössischer Kunst aus dem In- und Ausland umfasst.

Die Werkauswahl erfolgte entlang der größten Schnittmenge beider Sammlungen nach thematischen Gesichtspunkten, die zugleich seit jeher zentrale Fragestellungen abstrakter Kunst darstellen, nämlich Farbe, Form, Licht, Raum sowie Material und deren facettenreiche Wechselwirkungen.

Gezeigt werden Arbeiten der folgenden Künstlerinnen und Künstler:

Marc Adrian (1930–2008), Josef Albers (1888–1976), Josef Bauer (1934–2022), Erwin Bechtold (1925–2022), Hans Bischoffshausen (1927–1987), Arturo Bonfanti (1905–1978), Bob Bonies (*1937), Hellmut Bruch (*1936), John Carter (*1942), Ha Chong-Hyun (*1935), Josef Danner (1955–2020), Walter Dexel (1890–1973), Inge Dick (*1941), Ulrich Erben (*1940), Wolfgang Ernst (*1942), Adolf Fleischmann (1892–1968), Andreas Fogarasi (*1977), Christoph Freimann (*1940), Jürgen Freund (1949–2007), Günter Fruhtrunk (1923–1982), Jakob Gasteiger (*1953), Tibor Gáyor (1929–2023), Rupprecht Geiger (1908–2009), Ernst Geitlinger (1895–1972), Roland Goeschl (1932–2016), Dorothee Golz (*1960), Gerhard von Graevenitz (1934–1983), Jon Groom (*1953), Peter Halley (*1953), Julia Haugeneder (*1987), Erwin Heerich (1922–2004), Karl Hikade (*1942), Barbara Höller (*1959), Raimer Jochims (*1935), Hildegard Joos (1909–2005), Gerhard Kaiser (*1955), Michael Kienzer (*1962), Fritz Klemm (1902–1990), Imi Knoebel (*1940), Edgar Knoop (*1936), Cornelius Kolig (1942–2022), Brigitte Kowanz (1957–2022), Richard Kriesche (*1940), Edit Lajos (*1975), Camill Leberer (*1953), Morris Louis (1912–1962), Julia Mangold (*1966), Dóra Maurer (*1937), Christian Megert (*1936), János Megyik (*1938), Gabi Mitterer (*1967), Vera Molnar (1924–2023), François Morellet (1926–2016), Melitta Moschik (*1960), Josef Adam Moser (*1952), Klaus Mosettig (*1975), Gerhardt Moswitzer (1940–2013), Ben Muthofer (1937–2020), Osamu Nakajima (1937–2013), David Nash (*1945), C. O. Paeffgen (1933–2019), Hermann J. Painitz (1938–2018), Helga Philipp (1939–2002), Franz Pichler (*1960), Josef Pillhofer (1921–2010), Raimund Pleschberger (*1974), Rudolf Polanszky (*1951), Oskar Putz (*1940), Raphaela Riepl (*1985), Robert Sagerman (*1966), Peter Sandbichler (*1964), Annette Sauermann (*1957), Robert Schad (*1953), Eva Schlegel (*1960), Klaus J. Schoen (1931–2018), Jan J. Schoonhoven (1914–1994), Johann Schwarz (*1963), Park Seo-Bo (1931–2023), Keith Sonnier (1941–2020), Klaus Staudt (*1932), Esther Stocker (*1974), Gaby Terhuven (*1960), Jeremy Thomas (*1973), Bill Thompson (*1957), Erwin Thorn (1930–2012), Jorrit Tornquist (1938–2023), Günther Uecker (*1930), Manfred Wakolbinger (*1952), Franz Erhard Walther (*1939), Peter Weber (*1944), Maximilian Weishaupt (1949–2018), Ludwig Wilding (1927–2010) und Markus Wilfling (*1966).

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der neben Texten von Alexandra Schantl und Franziska Straubinger, zahlreichen Ausstellungsansichten und Werkabbildungen, auch Interviews mit Agathe Weishaupt und Peter Liaunig umfasst.



Ausstellungsansicht "BLIND DATE": Inge Dick (Detail) / Cornelius Kolig

Sonderausstellung

Otto Eder

So 28.4.–So 28.7.2024

Otto Eder: Vom Inferno zur Harmonie
Ein großer österreichischer Bildhauer im Museum Liaunig

Jubiläumsjahr für Otto Eder: Der Kärntner Künstler wurde vor hundert Jahren am 4. Februar 1924 in Seeboden am Millstätter See geboren. Er zählt zu den bedeutenden Bildhauern der österreichischen Nachkriegszeit. Eder begann 1948 sein Studium bei Fritz Wotruba in Wien. Als 19-jähriger im Krieg mehrfach verletzt, versuchte er an der Akademie seine traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Er setzte aus Trümmern von zerbombten Häusern und anderen Fundstücken, nur durch Dübel gehalten, Figuren zusammen. Die Erfindung der „Dübelplastik“, dieser Bruch mit der klassischen Bildhauerei, erregte Wotrubas Aufsehen ebenso wie Eders angebliches ungebührliches Verhalten. Eder flog von der Akademie. Beachtlich trotzdem Wotruba in seinem Zeugnis: „Ich halte ihn für einen besonders befähigten Bildhauer...“. Kristian Sotriffer, ein wichtiger Kritiker in dieser Zeit, hält Eder „im Wotrubakreis für einen der Interessantesten“.

Das Zusammensetzen von Elementen wie in der Dübelplastik prägt Eders Skulpturen. Ein zweites Anliegen war ihm die menschliche Figur. Aus weiblichen Akten wurden mütterliche Idole. Große Themen wurden auch bei männlichen Figuren groß umgesetzt: Der Philosoph, der Sterbende, der Aufrechte... Nach dem Inferno des Krieges suchte Eder in einem dritten Themenkreis eine neue Perspektive. Inspiriert von griechischer Philosophie und Kunst des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, vom Erleben der Natur, vom Versuch, Weibliches und Männliches in einer Figur zusammen zu fassen, fand er in „Harmonie“ und „Einheit“ seine dritten großen Themen. Eiförmiges als Urform der Natur, rundes Weibliches, aufragendes Männliches vereinigten sich in seinem „Plastischen System“, in seiner „Formel“ in bis zu fast drei Meter hohen Marmorfiguren.

In seinen letzten Jahren versuchte Eder im Krastal mit dem „Verein Begegnung in Kärnten – Werkstätte im Krastal“, ein Kulturzentrum aufzubauen. Doch seine Lebensuhr war abgelaufen. Viele Gründe führten zu seinem Freitod 1982 in Seeboden.

Eder stellte von Prag bis Zagreb aus und nahm an europäischen Bildhauersymposien teil. Er erhielt u. a. den Österreichischen Staatspreis für Bildhauerei, wurde Mitglied der Wiener Secession und bekam den Professorentitel verliehen. Große Marmorfiguren von Eder finden sich in Wien, Seeboden, Klagenfurt, Leoben, in der deutschen Stadt Moers, im slowenischen Portorož und im schweizerischen Mollis. Seit Eders Tod kam es zu musealen Ausstellungen in Salzburg, Wien, Passau, Klagenfurt, Villach und jetzt in Neuhaus. Werke finden sich u. a. in Museen in Wien, Klagenfurt, Salzburg, in Neuhaus, im deutschen Künzelsau und bedeutenden Sammlungen.

1991 erwarb die Galerie Altnöder in Salzburg Eders Nachlass samt Rechten, Ferdinand Altnöder erbt das Urheberrecht. 1996 erscheint eine Biografie von Dr. Elisabeth Rath mit einem Werksverzeichnis, das 154 Bildhauerarbeiten und 14 Werke zur Kunst am Bau erfasst.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Ferdinand Altnöder und Otto Breicha.  



Ausstellungsansicht "Otto Eder"

Skulpturendepot

Meina Schellander
IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –

So 28.4.–Do 31.10.2024

"Mein Konzept hat nichts mit der Quadratur des Kreises im geometrischen Sinn zu tun, sondern mit der Schwere der Überlegungen nach der Logik Ludwig Wittgensteins, die ich von Anfang an in mir habe. Es geht um eine intuitive Gegenüberstellung der Werke nach zugeordneten Gewichten und nach deren Inhaltsschwere und Bezugslogik: Eines [ein Werk] ist schwerer, das andere ist leichter, wieder ein anderes verflüchtigt sich." (Zitat Meina Schellander)

Allein richtungsweisend ist das Gefühl der Künstlerin, in welcher Weise ihre Arbeiten "beladen" sind und ob sie einen Dialog oder einen Kontrast darstellen. Meina Schellander versteht ihre Werke als absolut existentiell, niemals in der Weise, wie Kuratoren oder Kunsthistoriker dieselben lesen und einordnen würden. "Alle diese Dimensionen sind eigentlich Überlegungen meiner Arbeit von Anfang an, seit den 1970er Jahren."

In einem Wechselspiel aus Strenge (durch die geometrische Grundstruktur) und Intuition (durch die im Raum in unterschiedlicher Wirkung zueinander platzierten Arbeiten) präsentiert sich das Bild von Schellanders Orchestrierung der runden Halle. Es ist ein komponierter Raum mit denselben Spannungen und Neuschöpfungen, wie sie in jedem einzelnen Werk der vielseitigen Künstlerin wahrzunehmen sind. Ausgehend von einer dialektischen Grundhaltung entstehen widerständige Formen (Zitat Schellander), sowie Ironisierungen, die sich in gegenteiligen Materialien (u.a. weich-hart / warm-kalt) manifestieren sowie durch eine jeweils "sanfte" und "harte" Seite.

Die neuerlich in unmittelbarer Nähe auftretenden Kriege, Krisen und Fragen der Ökonomie drücken sich in den Werken dieser Ausstellung ganz bewusst aus. Sie fordern das Publikum auf, dieselben auf sich wirken zu lassen und seinen/ihren eigenen Zugang zu finden.

Schellander spricht vom Entstehen einer Deutung, die sie dem Betrachter im Erleben ihrer Arbeit weitergeben möchte.



Ausstellungsansicht "IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –"

Grafiktrakt

Peter Baum: Künstlerplakate 1955–1975

So 28.4.–Do 31.10.2024

Im Grafiktrakt steht die Künstlerplakatsammlung von Peter Baum (*1939) im Mittelpunkt, der als bildender Künstler, Fotograf, Kunstkritiker und langjähriger Museumsdirektor ein umfangreiches Archiv aufgebaut hat.

Ausgehend von Paris im ausklingenden 19. Jahrhunderts sowie europäischer und amerikanischer Metropolen, allen voran Wien, Berlin, New York und Chicago, setzte sich das Plakat, wie wir es heute noch in vielseitiger Anwendung als schnell und direkt informierendes Werbemittel kennen, mit Tempo durch. Die genialen großen Plakate des kleinen Henri Toulouse-Lautrec für die bekannten Pariser Nachtlokale und Revuen wurden in Kürze ein stilbildender Welterfolg. Im Kulturbereich und hier vor allem im Ausstellungswesen, für Museen, Galerien, werbewirksam für Cafés und Restaurants wurden an Druck und Gestaltung von Plakaten die höchsten Anforderungen gestellt. Marktleader war zunächst die Lithographie auf Basis flächig geschliffener Schieferplatten, auf die Künstler und Künstlerinnen direkt zeichnen konnten und damit die fertigen Steine (Solnhofer Schiefer) für den Druck vorbereiteten.

Ob man Satzbuchstaben verwendete oder alles von Hand schrieb und zeichnete war egal. Wichtig war immer die Authentizität des gedruckten Plakats, das vom Künstler – eigenhändig unterschrieben – vor allem im Kunstbereich zu einem besonders begehrten Sammelobjekt wurde. 52 auf Abwechslung und Originalität bedachte, primär für den Innenraum bestimmte Beispiele aus der Zeitspanne von 1955 bis 1975, zeigen in einer ersten Ausstellung dieser Art im Vorbereich zur Bibliothek Peter Baum, Vielfalt, Ideenreichtum, Originalität und Individualismus der zwischen Bild und Text vielfältig changierenden Plakate.

Neben den erwähnten „klassischen“ Künstlerplakaten, wie sie unter anderen in Beispielen von Mikl, Tàpies, Jasper Johns, Chagall, Dubuffet, Poliakoff, Jean Tinguely oder den Österreichern Roland Goeschl und Hermann Painitz ausgewählt wurden, zeigen weitere Beispiele den Einsatz der Fotografie, in Atelieraufnahmen, Künstlerporträts und Aktionsfotos bei Emil Schumacher, Christian Ludwig Attersee und Walter Pichler oder Keith Haring. Kaiser Franz Joseph mit Kappe (von Bohumil Štěpán) oder Hans Staudachers überbordende Collage eines Secessionsfestes (1961), gegenübergestellt einer Jahrzehnte später in ähnlicher Vevre und doch ganz anders gestalteten hochexpressiven Grafik in radikalem Schwarzweiß von Gunter Damisch, ist nichts für rasches Vorbeigehen.


Ausstellungsansicht "Künstlerplakate 1955–1975"